Rosinenpicker Nr. 16, vom 25. Februar 2006

von Karl G. Mund

Im Verlaufe anderer Recherchen hat der Rosinenpicker im „Saar-Echo“ geblättert. Und stieß in der Ausgabe vom 9. Februar 2006 auf eine etwas verstörende Meldung, die besagt, dass in der Türkei ein boomender Sexhandel mit Frauen aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion einen Umsatz von jährlich 3,6 Milliarden Euro bringt.

Das ist aus mehreren Gründen bemerkenswert. Zum einen ist die Türkei ja kein reiches Land. Wenn ich davon ausgehe, dass es dort theoretisch ca. 18 Millionen potentielle Freier gibt, ist jeder von diesen mit 200 Euro im Jahr an diesem Umsatz beteiligt. Peanuts, wenn es sich um ein Land handeln würde, in dem mensch in allen Lebenslagen liberal ist. Aber in einem muslimischen Land?

Wo nach den Regeln der Religion Sex nur mit der Ehefrau erlaubt ist, nicht nebenbei, und schon gar nicht vor der Ehe. Wo nicht-muslimische Frauen, die sich in der Öffentlichkeit auch nur etwas aufreizend zeigen, als „Schlampe“ abqualifiziert werden. Wo es dem Ministerpräsidenten schwer fällt, seine Landsleuten davon zu überzeugen, dass die EU-Europäer trotz lockerer Sitten für die Türkei erstrebenswerte Partner sind, obwohl dort junge Frauen ohne elterlichen Zwang heiraten dürfen und ihren Körper auch nach der Hochzeit nicht fast total verhüllen müssen.

Wird gefragt, wie freiwillig die betroffenen Frauen aus Osteuropa sich auf den Weg in die Türkei machten? Erfreulicherweise: Ja. Und in der Türkei wurde mit Hilfe der „Internationalen Organisation für Migration“ die gebührenfreie Notrufnummer „157“ eingerichtet, worauf einige verschleppte Frauen befreit werden konnten. Einige dieser Frauen wurden auch nach Israel „weiterverkauft“. Von anderen Ländern des Nahen Ostens liegen mir keine entsprechenden Informationen vor. Auch in Israel gibt es eine mit russisch sprechenden Mitarbeiterinnen besetzte Notrufnummer.

In vielen Religionen gibt es umfangreiche Dogmen über Reinheit. Das geht vom Essen über allgemeine Körperhygiene bis zur Sexualhygiene. Die Gläubigen sollten gesund sein und bleiben, - in jeder Hinsicht. Das war zur Zeit der Einführung dieser Dogmen sicher ein wichtiger Fortschritt zur sicheren Erhaltung der glaubenden Gemeinschaft.

Die Reinheitsdogmen hatten allerdings von Anfang an einen Nebeneffekt: Niemand konnte sicher sein, dass Personen, die einer anderen Religion anhingen, mit gleicher Strenge und Sorgfalt die Reinheitsgebote beachteten. Deshalb kennen praktisch alle derartigen Religionsgemeinschaften das Gebot, mit Menschen anderer Religion höchstens zum Zwecke von Handel zusammenzutreffen und auf gar keinen Fall intime Beziehungen einzugehen.

Zur Absicherung der Glaubwürdigkeit solcher Ge- und Verbote werden in „heiligen“ Schriften wie in frommen mündlichen Überlieferungen grausliche Details geschildert, wie es denen ergeht, die sich mit Mitgliedern anderer Religionen „vermischen“. Die Bibel des Alten Testamentes nennt auch ausführlich die auf Gottes Anordnung zu verhängende Strafe für Übertretungen: Tod, vorzugsweise durch Steinigung seitens der Familie und der übrigen Gemeinschaft.

Und weil ja kein Mensch Gottes Wort zurücknehmen kann, selbst wenn die Entwicklung der Menschheit so verlief, dass es zur Erhaltung einer Gemeinschaft genügend Wasser und Seife gibt.

Ach ja, ich hab noch keinen Bezug zu Yeziden hergestellt. Muss zu diesem Thema nicht sein. Ich überlasse der Leserschaft, die angemessenen Schlüsse zu ziehen.

 

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